Backen kann ich auch nicht....
Vor Kurzem meinte mein Mann, dass das Wetter doch so schön sei, wir könnten für den kommenden Mittwoch zwei befreundete Ehepaare zum Kaffee zu uns einladen. Man könnte wunderbar im Garten sitzen. Ich merkte, wie so langsam Panik in mir hoch stieg, denn beide Frauen sind leidenschaftliche und gute Bäckerinnen. Bei ihnen kommt nur selbst gebackener Kuchen auf den Tisch. Und jedes Mal, wenn wir darüber sprachen, meinten sie, dass ich es sicher auch könne, es wäre wirklich nicht schwer.
Ich habe in den letzten 20 Jahren vielleicht 3 Kuchen gebacken. Und das war dann immer nach dem Rezept "Kuchen für Dummies", ein Apfelkuchen, bei dem man nicht viel verkehrt machen konnte.
Erst einmal überzeugte ich meinen Mann, die Einladung um eine Woche zu verschieben, weil ich selbst backen wollte und das doch noch üben musste.
Kurz überlegte ich mir, ob ich mir ein Backbuch für Kinder zulegen sollte, verwarf es aber wieder gleich. Ich wollte eine Obsttorte machen, das konnte doch nicht so schwer sein. Als erstes kaufte ich eine Form dafür. Dann ging ich ins Internet und suchte ein Rezept und achtete dabei darauf, dass es ganz einfach nachzubacken war. Ich fand auch ein Rezept, das aus wenigen Zutaten bestand und auch nur einfach gerührt werden musste. Ideal für mich!
Eine Freundin erzählte mir, dass es Backpudding gäbe, der den Boden trocken hält, wenn das Obst darauf gelegt wird. Es war noch Erdbeerzeit, die wollte ich nutzen. Also kaufte ich 500 gr. Erdbeeren und den Pudding. Das Rezept hatte ich mir ausgedruckt.
Ich begann alles in der Reihenfolge in die Schüssel zu geben, doch schon bei der ersten Zutat stutzte ich: "6 Esslöffel Mehl" stand da. Wir würden 6 Personen sein, das wäre ja nur 1 Esslöffel pro Person. Zu wenig, fand ich. Ganz oben in der Beschreibung sah ich dann den Hinweis, dass die Menge pro Portion gedacht sei. Na ja, da war mir klar, dass ich alles verdoppeln musste, wenn wir beide eine Portion haben wollten. Also tat ich 12 Esslöffel Mehl in die Schüssel, 12 Esslöffel Zucker, usw. Ganz zum Schluss sollte ich 3 Eier zugeben, also bei zwei Portionen 6 Eier.
Jetzt stutzte ich aber noch einmal: Für 2 Personen 6 Eier, das wären ja für 6 Personen 18 Eier!!!!!
Mir schwante, dass das so nicht richtig war. Aber egal, nun war der Teig ja fast fertig, also goss ich ihn in die Form. Nein, stopp, nicht alles, denn alles passte nicht hinein.
Es duftete sehr schön im Haus nach Kuchen und der Boden wurde höher und höher. Ich hatte nun mindestens einen Doppelboden gebacken. Ich teilte ihn und belegte ihn mit den Erdbeeren.
Ich musste das Obst gut verteilen, damit alles bedeckt war. Auch hier wurde mir klar, dass ich nächsten Mittwoch noch mehr Früchte gebrauchen würde. Aber er schmeckte uns wenigstens, so war ich auch zufrieden.
Als zweiten Kuchen sollte es eigentlich den Kuchen für Dummies geben, aber den hatte ich im letzten Jahr immer wieder gemacht, ich mochte es nicht wiederholen. Mein Mann überzeugte mich dann, dass ich eine Backmischung kaufen solle, die gelänge doch immer. Ok, ich war einverstanden, aber die Kekse wollte ich selbst backen. Die hatte ich letztes Jahr zu Weihnachten gemacht, damals sind sie richtig gut geworden. Und die kann man zu jeder Jahreszeit essen, entschied ich.
Schon beim Auskühlen bemerkte ich, dass sie sehr schnell bröselten. Dachte ich da noch, es würde besser werden, wenn sie kalt sind, wurde ich enttäuscht. Ganz vorsichtig packte ich sie in die Keksdose, etliche gingen dabei aber trotzdem zu Bruch. Wir beide probierten sie. Die Kekse schmeckten, aber irgendetwas war anders als sonst.
Am Wochenende besuchten wir meine Familie und ich brachte meine Kekse mit. Meine Schwester, die mir vorher verraten hatte, dass bei ihr sogar Backmischungen misslängen, nahm sich sofort einen Keks, um zu probieren. Danach gab sie uns den Rat, die Plätzchen nur in kleinen Stücken zu essen, weil diese immer mehr werden würden im Mund, außerdem würden sie die ganze Flüssigkeit aufsaugen. Meine Schwester übertreibt gern, aber nachdem ich auch einen Keks gegessen hatte, musste ich ihr Recht geben. Keine Ahnung, wodurch das entstanden ist.
Egal, diese Plätzchen würden auch auf dem Kaffeetisch am kommenden Mittwoch ihren Platz finden.
Dann war es so weit, schon sehr früh kaufte ich 1 ½ kg. Erdbeeren und Sahne ein, alles andere hatte ich schon zu Hause vorrätig. Der Tortenboden wurde genau nach Rezept gebacken und sah tatsächlich gut aus. Sogar von der Form ließ er sich lösen, da hatte ich vorher ja so meine Zweifel.
Die Backmischung war schnell angerührt und der Kuchen stand schon am Vormittag zum Auskühlen auf dem Tisch.
Es wurde ein schöner Nachmittag. Meine Besucher lobten meine Kuchen, sogar die Plätzchen, aber am besten schmeckte ihnen der Marmorkuchen, er wäre so schön locker, sagten sie. Den hätte ich super hin bekommen! Ich verschwieg die Backmischung.
Man muss ja schließlich nicht alles wissen, oder?
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